Dienstag, 31. März 2009

Land aus Eis und Schnee

Das war es wert! Definitiv! Letzten Donnerstag bin ich bei strahlend blauem Himmel zusammen mit Julia nach Kiruna aufgebochen. Kiruna ist die nördlichste Stadt Schwedens (150 km nördl. des Polarkreises) und wurde vor rund 100 Jahren gegründet, weil es dort große Erzvorkommen gibt. Die Stadt ist eher ein Städtchen, aber im Vergleich zu dem, was man dort oben Dorf nennt, ist Kiruna wiederum eine Metropole.
Zwei Berge in denen die Minen beginnen prägen das Stadtbild. Die Architektur ist unspektakulär und in Anbetracht der Tatsache, dass die gesamte Stadt in einigen Jahren einige Kilometer verschoben wird, wird da wohl auch nicht mehr viel investiert. Die Minenarbeiten gehen bis 1100 m Tiefe und da unter der Stadt selber auch eine Erzader war / ist, droht Kiruna nun in einem Loch zu verschwinden.
Nach einer guten Stunde Flug empfing uns Kiruna ebenfalls mit blauem Himmel und knackigen -7°C. Glücklicherweise hatten wir eine einsame Hütte 20 km außerhalb von Kiruna buchen können und so konnte uns unser Vermieter während der Fahrt zur Hütte schon mal über Grundlegendes informieren. Die Hütte lag zusammen mit 3-4 anderen Hütten an einem sehr, breiten Fluss im tiefsten Schnee. Kein Handynetz, kein fließend Wasser, kein Internet, kein Bus, kein Supermarkt! Lediglich eine nahezu autofreie, schnurrgerade Straße führte vorbei und führte rund 45 km weiter in die Berge und endet in einem kleinen Sami-Dorf, Sami sind die Ureinwohner des hohen Nordens.
Unter diesem Link habe ich mal den Ort unserer Hütte markiert.

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Nachdem wir dann unseren tollen Leihwagen, einen uralten, mini Nissan hatten, sind wir zum ICE-Hotel gefahren. Für schlappe 17 EUR konnte man sich das wohl kälteste Hotel der Welt angucken - und ich sage euch, mir war nach 1 Std. so kalt, nie im Leben wollte ich dort übernachten - Faszination hin oder her! Abends sind wir noch etwas über den Fluss gestiefelt auf der Suche nach Nordlichter, die wir am ersten Abend aber nicht sahen.

Am Freitag liehen wir uns Schneeschuhe und sind auf Elchsuche gefahren. Ab mit dem Nissan in die Berge oder besser bis zum Ende der Straße und auf dem Weg habe ich tatsächlich zwei Elche gesehen! Also Glück für mich, denn so häufig wie das Klischee es besagt, sind Elche in Schweden nicht (Edit: ich wurde von einer Finnin aufgeklärt - das waren wohl doch keine Elche :-( ). Rund 3 Stunden wanderten wir dann durch die Berge, für einen kompletten Aufstieg fehlte aber die Zeit - Lust hätte ich dazu schon gehabt, Julia reichte aber ein Bergkamm mit einer guten Aussicht. Hier einfach ein kurzes Video und Bilder, die wohl mehr sagen als Wort!


Nach einer lustigen und adrinalinreichen Rückfahrt mit Julia am Steuer - 1 Jahr Führerschein und nach der Prüfung nie wieder gefahren - stand abends eine Schnee-Bob-Tour an. Das sind die Dinger die aussehen wie Wasser-Jets und eine super Beschleunigung haben. Es war ein heiden Spaß und nach rund 1,5 Stunden wartete warmer Tee in einer kleinen Hütte mit offenem Feuer auf uns. Zusammen mit uns machten 3 Studentinnen unseres 17. Bundeslandes die Tour, erst als ich fuhr, dachte ich: "Mann, an dem Frauen-Fahren Klischee ist schon was dran." , die waren sooooo langsam. Diesen Gedanken verwarf ich allerdings direkt wieder als Julia fuhr und ich mich beinahe ängstlich als Sozius festhielt. Die 80 km/h erreicht man sicher so nach 6 sec. und da wurde mir schon anders, gerade weil ich wusste, wie Julia Auto fährt ;-)
An diesem Abend haben wir auch Nordlichter gesehen. Nicht so farbenfroh, wie in Werbeheftchen, aber ich kann sagen, ich habe Nordlichter gesehen. Am Samstag Abend war die Atmosphäre dann noch etwas gütiger zu uns.
Recht müde und in der angenehm Sauna bin ich dann doch glatt eingeschlafen. Das blöde daran war, was passiert wohl mit einer Holzhütte bei -20°C Außentemperatur, wenn das Feuer ausgeht. Richtig, ich bin in einer ars...-kalten Sauna aufgewacht!
Am frühen Samstag Morgen sind wir mit dem Zug nach Narvik in Norwegen gefahren. Die Fahrt dauert 3 Stunden und geht teils auf 550 m Höhe durch eine atemberaubende Landschaft. Erst die seichten Berge Schwedens mit gefrorenen Seen, dann die tiefen Fjorde in Norwegen - gigantisch!
In Narvik sind wir mit einer Godel einen Berg hinauf und von dort sah man das offene Meer und die schneebedeckten Berge, die in den Fjorden im Wasser enden.



Abends zurück in Kiruna versagte unser Nissan und während ein Taxifahrer und ich die Karre wieder ans Laufen zu bringen versuchten, genoss Julia im Bahnhofshotel einen Tee und ein Stück Kuchen. Einfach sympathisch, wir fragen lediglich, ob uns der Hotelbesitzer helfen könne. Da er kein Auto hat, rief er ein Taxi zur Hilfe, lies uns im Warmen warten und bewirtete Julia völlig kostenlos - so was nenne ich Gastfreundschaft, da könnte sich so mach ein Deutscher eine Scheibe von abschneiden.
Da Julia schon sonntags zurück flog, verbrachte ich die letzte Nacht in Kiruna. Die Jugendherbergen waren ausgebucht, und netterweise konnte ich für kleines Geld in einer Wohung bleiben, die der Tochter unserer Vermieterin gehörte. Am Sonntag war das Wetter leider nicht mehr so strahlend und nach einem Spaziergang durch Kiruna beschloss ich etwas zu laufen. Letztlich bin ich bis auf die alte Mine hinauf gelaufen und habe mich durch so mache Skiloipe gekämpft.

Alles in allem kann ich nur sagen, es waren aufregende, schöne, kalte und aktive Tage im hohen Norden - dort hin ziehen, werde ich aber sicher nicht. Denn lediglich beim Laufen hatte ich mal keine kalten Füße!

Die Tage werde ich noch mehr schöne Bilder hochladen, die von Julia, da Julia nicht vom Fotografieren abzubringen war sind das noch einige.

Sonntag, 22. März 2009

Auf und Ab

Die vergangene Woche war echt ein Hin und Her. Letzten Freitag war ich erst bei einer Bekannten aus Amerika eingeladen. Sie macht House-keeping hier und wohnt also nicht in einem üblichen Korridor. Echt nett, so nach gut zwei Monaten mal wieder in einem "normalen" Haus mit schicker Küche und Wohnzimmer etwas zu feiern. Nachher ging's zur Värmalands Nation. Die Party dort ist als "Meat-Party" berühmt-berüchtigt, irgendwie kann ich den Namen nun auch verstehen. Egal - die Musik war tanzbar und die Whisky-Gläschen zuvor machten alles gut ertragbar. Gegen Mitternacht ist es mir dann etwas komisch geworden, obwohl ich mittlerweile wieder vollkommen nüchtern war. So radelte ich erstmal heim. Hier angekommen überfiehl mich der Schüttelfrost und ich bin nur noch ins Bett gefallen. Samstag ging dann gar nichts. Keine Ahnung was los war, aber ich war bei der kleinsten Bewegung KO und pendelte eigentlich nur zwischen Küche und meinem Zimmer. Fieber war es nicht und voller Hoffnung auf schnelle Genesung legte ich mich früh schlafen. Geschlagenen 14 Stunden Schlaf und ich war wieder fit. Der Sonntagslauf mit Sonne und 21 km klappte als sei nix gewesen. Mitte der Woche ging das Drama in die zweite Runde. Ich merkte das mein Weisheitszahn nicht so wirklich mehr bei mir bleiben will. Der Zahnarzt wollte mir den aber nicht im entzündeten Zustand ziehen und so ging Mittwoch auch erstmal wieder recht wenig. Das Antibiotikum hilf und nun ist alles wieder im Lot. Ziehen werde ich mir den Zahn aber erst nach meinem Trip nach Kiruna kommendes Wochenende.

Abends standen letzte Woche so einige Aktivitäten auf dem Plan. Am Dienstag war ich nach der Language-Night, welche jedoch letztlich auch English-Night hätte heißen können. Anschließend zum ersten Mal Snerikes-Klub und das war auch ohne Alkohol sehr spaßig, denn es war St:Patrick's-Day; und jetzt bitte nicht die Frage, warum man in Schweden einen irischen Nationalfeiertag feiern muss. Freitag erst Geburtstagsfeier einer Bekannten und dann gemeinsam zur Värmlands - und schon stellte ich fest, was alle ankündigten: die Playlist ist scheinbar Woche für Woche die Gleiche..... naja, macht nix, meist ist die Musik echt ok. Gestern bin ich nachmittags etwas durch Uppsala geradelt und hab die Sonnenstrahlen genossen. Hier tanzte der (Sport-) Bär - Bandy Halbfinale! Was ist Bandy?! Bandy ist eine Art Eishockey auf kleinerem Feld, mit einem Ball und wie ich es verstanden habe, etwas "fairer".
Wie auch immer, in den nordischen Länder ist das Nationalsport und Schweden vielleicht sogar Weltmeister. Der Größe des Events zufolge ist es klar mit Fußball im Ruhrpott vergleichbar.
Den Abend lies ich bei einer Korridorparty ausklingen und beendete somit heute meine 9. Woche im wunderbaren Schweden!

Mittwoch, 11. März 2009

Ist bei euch Frühling?!

Gestern morgen offenbarte der morgentliche Blick aus dem Fenstern die Rückkehr des Winters. Beinahe hätte ich Uppsala das erste Mal schneefrei gesehen, doch nun liegt mehr Schnee denn je und es hat nicht wirklich aufgehört zu schneien. Gestern Abend schlug ich mich mit Spikes in den Wald, was ein Spaß so richtig kreuz und quer. Durch das Vorfusslaufen (bei Spikes irgendwie automatisch) merke ich heute meine Waden. Aber um die Eindrücke vom Schneecross festzuhalten geht's wieder quer durch die Wälder. Erst etwas offene Strecke, dann kleine Pfade im Wald, zwischendurch mal gänzlich ohne irgendeinen Weg, die Füße sacken teils fast Knietief in den Schnee ein. Hin und wieder treffe ich auf eine Hütte im Wald, sehe einige Langlaufspuren im Schnee, zum Ende hin nocheinmal etwas übers freie Feld. Insgesamt begegnen mir während der 17.5 km vier Menschen und drei Hunde (ohne die paar Meter nahe Flogsta).

Jetzt geht's weiter zum Schwedischkurs, ich will ja wenigstens irgendwann mal in der Bar auf Schwedisch bestellen können...!

Samstag, 7. März 2009

Bore-Cup

Da kann ich mich endlich mal glücklich schätzen Physik zu studieren, denn wäre ich der super Ökolebensweise verfallen, hätte ich die rund 70 km nach Östhammer heute nicht auf mich genommen. Der Grund: Forsmark! Richtig, das Kernkraftwerk welches in den vergangenen Jahren hin und wieder heruntergefahren werden musste. Zum einen ist mein Vertrauen in die schwedische Ingenieurskunst (wahrscheinlich auch mit dt. Beteiligung) ausreichend, zum anderen sind 70 km im Falle eines GAUs ehe so gut wie nix. Als Sponsor auf der Startnummer ist es allemale "energiespendend" ;-)
Heute hatte ich dann gleich nochmal Glück, dass ich von Ran, meiner chinesischen Nachbarin, begleitet wurde. Sie sagte, sie sei ein "lucky star" und wahrscheinlich nur deswegen stoppte der Busfahrer nocheinmal extra, um auch uns mitzunehmen. Nach über einer Stunde Busfahrt durchs nirgendwo, das gelegentlich durch kleine Dörfer unterbrochen wurde, erreichten wir Östhammer. Östhammer ist keine Metropole, nicht einmal eine Stadt, Städtchen ist sicherlich zutreffend. Der Himmel ist grau, der Schnee bleibt bei um 0°C gerade so liegen und die Örtlichkeiten im Allgemeinen erinnern wirklich an einen Volkslauf. Das ist es dann auch, noch sind die Ergebnisse nicht online, daher weiß ich nicht, wieviele Läufer es letztlich waren, vielleicht gut 100?! Einige hatten den Vorteil nach 7,15 km auszusteigen, das war die kürzere Distanz, die meisten liefen den Kurs zweimal (also 14.3km). Nach einem Kaffee, bin ich positiv von den Umkleidekabinen überrascht, dann geht's auch schon zum Warmlaufen. Ran findet alles eher belustigend, sie hat noch nie so etwas wie einen Volkslauf gesehen und wundert sich über Nervösität, manchen älteren Läufer und warum man das überhaupt macht. Tja, warum..... das kann ich ihr nicht stichhaltig erklären, und begebe mich mit den Worten: " in knapp 1Std. bin ich gesprächiger" zur Startlinie. Ein Schuss und...... welch Wunder, die Schweden sind noch schlechtere Starter als ich. Die ersten 200m bin ich Erster!
Das ändert sich natürlich und nach rund 1km finde ich mich an 8. Position wieder. Die Strecke geht teils über Radwege, teils direkt über die Straße, soviel Verkehr ist hier ehe nicht. Meist liegt kein Schnee mehr auf der Strecke, nur der Kies (gegen die Eisglätte) nimmt etwas Kraft. Total flach ist der Kurs nicht, wellig ist vielleicht die beste Betitelung, ich merke schon jeden Anstieg und das die Beine beim Bergablauf leichter rollen. Nach der ersten Runde, das gleiche Bild, meine Gedult zahlt sich aus. Ich kann (ich glaube) zwei Läufer überholen und die letzten 2 km nochmal etwas beschleunigen. Nach 52:24 min überquere ich die Ziellinie; macht im Schnitt 3:40min/km. Damit bin ich zufrieden, und merke das noch was machbar ist, bis zum Stockholm Marathon.
Dusche, Kaffee, Busfahrt und mit dem Rad zurück nach Hause, das war's! Ein guter Samstag, Ran gefiel es auch, und gleich kann ich meine verbleibende Energie bei einer Korridorparty auslassen. Dank Alkoholversorgung (danke an meine werten Eltern!) könnte ich mich vielleicht auch abschießen - mal sehen!

Sonntag, 1. März 2009

vecka 5

Bei blauem Himmel, Sonnenschein und Windstille raus, der Sonntagslauf steht an, das Thermometer sagt +5°C, ok, das ist voll in der Morgensonne, aber dass es tatsächlich -6°C sind, merke ich erst draußen. Aber wärmere Sachen überziehen will ich nun auch nicht mehr. Ich laufe los Richtung Stadtwald, durchquere die ein oder andere kleine Wohngegend, Uppsala liegt hinter mir und ich bin in der weiten Natur. Die Sonne blendet leicht, als ich Richtung Ost zum Frysån (Fluss) laufe. Der Boden ist fest vereist, teils rutschig, meist aber ok. Auf dem Rückweg geht es einige Kilometer einen kleinen Fussweg direkt am Fluss entlang. Das Wasser glitzert fast so intensiv wie der Schnee. Eine dünne Eisschicht liegt über den Bäumen, eine Hand voll Leute kommt mir entgegen - ansonsten nichts, Stille.
So begann mein heutiger Sonntag. Einmalig, ich sage es euch, ein Genuss für all diejenigen, die Natur und Winteridylle mögen. Leider hatte ich keinen Fotoapparat dabei. Nachmittags in Uppsala machte ich jedoch einige Bilder, denn das Wetter überzeugte mich, etwas Sightseeing zu machen.

Das weitere Highlight dieser Woche war die international Gasque für die Austauschstudenten am Freitag. Eine Gasque ist ein traditionelles Dinner; Dresscode ist ein Muss. Nach einem Sektempfang findet man seinen Platz, ein Käsekuchen zur Eröffnung und einer zum Dessert. Als Hauptspeise gibt's Rehfleisch, Kartoffelscheibchen und Alibi-Gemüse leider lauwarm (Vegetarier, wie ich, bekommen was anderes. Ich weiß aber nicht was es war). Naja, das Essen ist, obwohl es ein Dinner ist, nicht die Hauptsache, denn eigentlich wird alle 5min ein Lied gesungen, nach einer bestimmten Regel geprostet und ein Programm aus Chor, Geigergruppe und Reden bilden den Rahmen. Alles ist eher belustigend und nicht ernsthaft, es geht ums Amüsante. Die Sitzordnung ist so, dass zur linken und gegenüber jeweils eine Frau sitzt. Rechter Hand sitzt "meine" Frau, denn der rechte Sitznachbar ist der Gasque-Partner. Glücklich wie ich bin, existierte meine nicht. Was daran lag, dass man ihr zwei Sitzplätze zugewiesen hatte und aufteilen geht schlecht. So übernahmen kurzerhand andere Damen des Tisches Veronikas Rolle und wechselten sich ab. Die Gespräche mit den anderen Studenten waren unterhaltsam, wir lachten viel und ich lernte (wieder mal) Neues über freme Länder. Später am Abend wurde der Saal für die After-Party geräumt, so konnte man die Kalorien des Käsekuchens wieder abtanzen. Mir hat die Gasque gut gefallen und ich bin sicher ich werde bald wieder zu einer weiteren gehen. Zum einen ist es schwedische Kultur, zum anderen eine sehr gute Weise neue Leute kennen zu lernen und etwas über andere Fächer, Länder, Sitten.... zu erfahren.