Das war es wert! Definitiv! Letzten Donnerstag bin ich bei strahlend blauem Himmel zusammen mit Julia nach Kiruna aufgebochen. Kiruna ist die nördlichste Stadt Schwedens (150 km nördl. des Polarkreises) und wurde vor rund 100 Jahren gegründet, weil es dort große Erzvorkommen gibt. Die Stadt ist eher ein Städtchen, aber im Vergleich zu dem, was man dort oben Dorf nennt, ist Kiruna wiederum eine Metropole.
Zwei Berge in denen die Minen beginnen prägen das Stadtbild. Die Architektur ist unspektakulär und in Anbetracht der Tatsache, dass die gesamte Stadt in einigen Jahren einige Kilometer verschoben wird, wird da wohl auch nicht mehr viel investiert. Die Minenarbeiten gehen bis 1100 m Tiefe und da unter der Stadt selber auch eine Erzader war / ist, droht Kiruna nun in einem Loch zu verschwinden.
Nach einer guten Stunde Flug empfing uns Kiruna ebenfalls mit blauem Himmel und knackigen -7°C. Glücklicherweise hatten wir eine einsame Hütte 20 km außerhalb von Kiruna buchen können und so konnte uns unser Vermieter während der Fahrt zur Hütte schon mal über Grundlegendes informieren. Die Hütte lag zusammen mit 3-4 anderen Hütten an einem sehr, breiten Fluss im tiefsten Schnee. Kein Handynetz, kein fließend Wasser, kein Internet, kein Bus, kein Supermarkt! Lediglich eine nahezu autofreie, schnurrgerade Straße führte vorbei und führte rund 45 km weiter in die Berge und endet in einem kleinen Sami-Dorf, Sami sind die Ureinwohner des hohen Nordens.
Unter diesem Link habe ich mal den Ort unserer Hütte markiert.
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Nachdem wir dann unseren tollen Leihwagen, einen uralten, mini Nissan hatten, sind wir zum ICE-Hotel gefahren. Für schlappe 17 EUR konnte man sich das wohl kälteste Hotel der Welt angucken - und ich sage euch, mir war nach 1 Std. so kalt, nie im Leben wollte ich dort übernachten - Faszination hin oder her! Abends sind wir noch etwas über den Fluss gestiefelt auf der Suche nach Nordlichter, die wir am ersten Abend aber nicht sahen.
Am Freitag liehen wir uns Schneeschuhe und sind auf Elchsuche gefahren. Ab mit dem Nissan in die Berge oder besser bis zum Ende der Straße und auf dem Weg habe ich tatsächlich zwei Elche gesehen! Also Glück für mich, denn so häufig wie das Klischee es besagt, sind Elche in Schweden nicht (Edit: ich wurde von einer Finnin aufgeklärt - das waren wohl doch keine Elche :-( ). Rund 3 Stunden wanderten wir dann durch die Berge, für einen kompletten Aufstieg fehlte aber die Zeit - Lust hätte ich dazu schon gehabt, Julia reichte aber ein Bergkamm mit einer guten Aussicht. Hier einfach ein kurzes Video und Bilder, die wohl mehr sagen als Wort!
Nach einer lustigen und adrinalinreichen Rückfahrt mit Julia am Steuer - 1 Jahr Führerschein und nach der Prüfung nie wieder gefahren - stand abends eine Schnee-Bob-Tour an. Das sind die Dinger die aussehen wie Wasser-Jets und eine super Beschleunigung haben. Es war ein heiden Spaß und nach rund 1,5 Stunden wartete warmer Tee in einer kleinen Hütte mit offenem Feuer auf uns. Zusammen mit uns machten 3 Studentinnen unseres 17. Bundeslandes die Tour, erst als ich fuhr, dachte ich: "Mann, an dem Frauen-Fahren Klischee ist schon was dran." , die waren sooooo langsam. Diesen Gedanken verwarf ich allerdings direkt wieder als Julia fuhr und ich mich beinahe ängstlich als Sozius festhielt. Die 80 km/h erreicht man sicher so nach 6 sec. und da wurde mir schon anders, gerade weil ich wusste, wie Julia Auto fährt ;-)
An diesem Abend haben wir auch Nordlichter gesehen. Nicht so farbenfroh, wie in Werbeheftchen, aber ich kann sagen, ich habe Nordlichter gesehen. Am Samstag Abend war die Atmosphäre dann noch etwas gütiger zu uns.
Recht müde und in der angenehm Sauna bin ich dann doch glatt eingeschlafen. Das blöde daran war, was passiert wohl mit einer Holzhütte bei -20°C Außentemperatur, wenn das Feuer ausgeht. Richtig, ich bin in einer ars...-kalten Sauna aufgewacht!
Am frühen Samstag Morgen sind wir mit dem Zug nach Narvik in Norwegen gefahren. Die Fahrt dauert 3 Stunden und geht teils auf 550 m Höhe durch eine atemberaubende Landschaft. Erst die seichten Berge Schwedens mit gefrorenen Seen, dann die tiefen Fjorde in Norwegen - gigantisch!
In Narvik sind wir mit einer Godel einen Berg hinauf und von dort sah man das offene Meer und die schneebedeckten Berge, die in den Fjorden im Wasser enden.
Abends zurück in Kiruna versagte unser Nissan und während ein Taxifahrer und ich die Karre wieder ans Laufen zu bringen versuchten, genoss Julia im Bahnhofshotel einen Tee und ein Stück Kuchen. Einfach sympathisch, wir fragen lediglich, ob uns der Hotelbesitzer helfen könne. Da er kein Auto hat, rief er ein Taxi zur Hilfe, lies uns im Warmen warten und bewirtete Julia völlig kostenlos - so was nenne ich Gastfreundschaft, da könnte sich so mach ein Deutscher eine Scheibe von abschneiden.
Da Julia schon sonntags zurück flog, verbrachte ich die letzte Nacht in Kiruna. Die Jugendherbergen waren ausgebucht, und netterweise konnte ich für kleines Geld in einer Wohung bleiben, die der Tochter unserer Vermieterin gehörte. Am Sonntag war das Wetter leider nicht mehr so strahlend und nach einem Spaziergang durch Kiruna beschloss ich etwas zu laufen. Letztlich bin ich bis auf die alte Mine hinauf gelaufen und habe mich durch so mache Skiloipe gekämpft.
Alles in allem kann ich nur sagen, es waren aufregende, schöne, kalte und aktive Tage im hohen Norden - dort hin ziehen, werde ich aber sicher nicht. Denn lediglich beim Laufen hatte ich mal keine kalten Füße!
Die Tage werde ich noch mehr schöne Bilder hochladen, die von Julia, da Julia nicht vom Fotografieren abzubringen war sind das noch einige.
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Ich sag nur Hammer!
AntwortenLöschenWas willst du mehr?
Denk der Schnee ist Sand, dann gewinnst du am 3. Oktober!
Obwohl Tobias eine Wildcard im Hinterkopf hat!
tot ziens Dirk
Super Landschaft, beeindruckende Bilder der Natur, Irre, wirklich schön dort wo du dich herumtreibst.
AntwortenLöschenIch beneide dich!!
Hier ist in dieser Woche der Frühling durchgebrochen und die Sonne hat gesiegt.
Seit Wochen mal kein Regen und Luftdruck grösser 1025hPA
Schön auch das du mit Vereinslogo in Schweden deine Trainingseinheiten absolvierst
Das sieht ja nach einem super schönen Ausflug aus, schon alleine die Bilder sind der Hammer! Für so eine Tour kann man doch locker mal ein paar kalte Füße in Kauf nehmen, oder? :-)
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