Sonntag, 31. Mai 2009

31. Stockholm Marathon

Vor einem Marathon bin ich für gewöhnlich immer noch nervös. Da hilft auch der Beistand meiner Eltern nicht. Diesen waren mit in Stockholm und haben angefeuert. Die Nervösität war aber ok nun, da ich meine Zielzeit schon als nicht mehr zu erreichen abgeschrieben hatte.
Seit Ende April habe ich nur noch rund 150 km oft recht unzufriedenstellend trainiert, weil meine Oberschenkel nicht so wollen, wie ich es gerne hätte.
Egal, also einfach mal sehen was so geht, war daher meine Divise.
Das nicht gerade Schnee liegen würde, das hatte ich Ende Mai erwartet. Als ich am Donnerstag aber bemerkte, dass das ganze Fest erst um 14 Uhr startet und die Wettervorsage klar Sonne sagte,ahnte ich einiges. Letztlich war der Samstag der für mich heißeste Tag seitdem ich hier in Schweden bin. Keine Wolke am Himmel und die Helfer bei der Kleiderabgabe hatten sich schon ihrer Shirt entledigt.
Am Start hörte ich von 28°C, im Internet steht bis zu 29°C. Gut ist schon, dass die Strecke schattige Passagen hat, aber insgesamt setzte mir die Hitze schon recht bald zu.
Im Startbereich noch etwas Wasser schlürfen und gucken wie die Kenianer sich "warmlaufen"..... toll! Auch wenn nicht gerade wenig Deutsche an diesem Marathon teilnehmen, erwartete ich nicht gerade einen Bekannten zu treffen. Ich wurde des besseren belehrt. Nicklars Achenbach und seine Brüder waren auch da. Schon lustig, zumal er nicht wusste, dass ich in Uppsala bin.
Als sich die Massen dann in Bewegung setzten wurden wir von einer enormen Publikumskulisse angefeuert. Der Kurs hat zwei Runden, die sich zu rund 70% gleichen, und so ein Publikum wie in Stockholm habe ich noch nie erlebt. Es gab durchaus auch ruhigere Abschnitte, z.B. im Djurgården, wo man auf der zweiten Runde einen schmucken Anstieg über 0.5km in praller Sonne hoch durfte.
Die Wasserversorgung war super, was auch nötig war. Gardenaduschen hier, Wassertonnen dort und alle 3-5km Getränke.
Ich startete, bewusst, zu schnell. Bewusst soll heißen, dass mir klar, war ich könnte den < 4 min/km Schnitt nicht halten, aber diesesmal hatte ich einfach die Einstellung, erstmal volles Risiko los.
Die 10 km passierte ich in 38:58 min, kurz später kommt eine "Mörderbrücke" mit über 30m Höhendifferenz, damit die Fähren ja auch druchpassen. Zweimal ging es darüber.
Meine Oberschenkel merkte ich schnell und bereits ab 24km hörte ich sie förmlich schreien. Ans Stehenbleiben dachte ich oft, meine Zeit sacke ab und ich fühlte mich teils eher wie ein "Jogger"..... wohl selten hatte ich einen so harten Marathon. Dann nochmal die Brücke, eine Strechenabschnitt fast ohne Publikum, die km-Schilder kommen und kommen einfach nicht.
Bei 40km wird's wieder laut. Musik, Geklatsche, Rufe und Sprechchöre, 41km und nochmal etwas leicht hoch und dann sehe ich das Stadion (Olympidastation von 1912 - klein, aber sehr schick) die Tatanbahn auf der letzten Runde hilft fast so, wie die Zuschauer. Und dann ist es geschafft! 2.55.23h, Platz 114 / 10674 bei den Männern und Beine, die platzen möchten. Da hilft: Dusche, Massage und Trinken!
Die super Organisation, die vielen Menschen, die die Strecke säumten, ich vielen Boote, die immer wieder über das glitzerende Wasser rasten, die Kulisse aus moderener Architekur, Natur und historischen Gebäuden - das macht den Marathon einmalig und ich kann ihn nur empfehlen.

Samstag, 23. Mai 2009

Roadtrip nach Uppsala

Yvonne, Tobi, Philipp und Stefan, gut 50 Liter Büchsenbier, ein Audi, einige Flaschen Schnaps und ganz wichtig, ein Reisetagebuch. All das kam am Mittwoch Nachmittag in Uppsala an. Die Reisegruppe "Uppsala" hatte sich am Sonntag von Nettelstädt aus auf die Reise gemacht. Ich musste bevor ich abends meine Schwedischklausur hatte noch fix zum Physiotherapeuten, da ich mal wieder Vollinvalide bin und noch auf eine Wunderrettung bis zum Marathon hoffe. Daher reichte die Zeit gerade noch für einen kurzen Bier- und Kaffeeempfang. Das nichtgebuchte Hostelzimmer lud scheinbar nicht sehr zum Verweilen ein. Denn als ich nach der Klausur abgekämpft die anderen traff, waren die schon munter die Kelle am spülen, was hier allerdings auch einer Grundreinigung des Portemonnaies gleichkommt.
Da ist es stilistisch auch vertretbar sich am Auto die Dose Schultenbräu zu genehmigen. In einem Irish Pub haben wir uns dann mit einigen Freunden von mir hier aus Uppsala getroffen. Für mich also ein super Abend, alte Freund aus der Heimat und neue Uppsala-Freunde versammelt an einem Tisch. Leider konnten wir nicht die Partys in den Nations ansteuern, da man hierfür Student sein muss. So sind Tobi, Philipp und ich dann in BJ, eine normale Disco gegangen und haben uns da etwas in den Pulk schwedischer Blondinen geschmissen. Tobi kam aus dem Staunen scheinbar gar nicht mehr heraus. Naja, teuer war's, aber: "was muss, das muss!"
Am Donnerstag sind wir nach Stockholm gedüst, in der Stadt waren alle Hostels belegt, und was blieb war coolerweise ein Hostel am Arlanda Airport. Eine ausgediente 747 wir da als Hostel betrieben und das hat doch auch mal was. In Stockholm sind wir etwas durch die Altstadt geschlockert und sind mit einen "riesigen" Hopp-on Hopp-off Boot rumgeschippert. Tobi und ich haben uns das Vasa-Museum angeguckt, während die anderen die Sonne genossen haben. Im Vasa Museum ist ein altes Kriegsschiff ausgestellt, welches in den 60er gehoben wurde nachdem es 333 Jahre im Schlamm des Stockholmer Hafenbeckens unentdeckt konserviert war. Gesunken ist dieses größte Schiff der schwedischen Marine schon bei der Jungfernfahr aus dem Hafen heraus - Konstruktionsfehler!
Noch etwas entspannen in einer schmucken open-air Lounge und eine Pizza mit Turbobedienung später war der Tag auch schon rum. Ich fuhr zurück nach Uppsala und mein Besuch war "ready for take-off" mit Dosenbier im Lonungedeck der Boing. Ich kann nur sagen: Schön, dass ihr hier ward!

Mittwoch, 13. Mai 2009

Geht wieder!

Nachdem ich vor Valborg und die Folgewoche ganzschöne Schmerzen in den Oberschenkel hatte und mir so zwei nahezu lauffreie Wochen verordnete, laufe ich seit dem Wochenende wieder. Der Grund ist auch, dass ich mich in einem Sporttherapiezentrum behandeln habe lassen und durch gezieltes Dehnen und Kraftübungen, die Oberschenkelmuskelatur etwas besser im Griff habe. Die ersten Läufe nach der Pause waren gänzlich undynamisch, aber nun bin ich wieder zufriedener. Meine gesteckten Ziele für den Stockholm Marathon am 30. Mai werde ich wohl nicht halten können, dafür sind zwei Wochen so kurz vor dem Marathon wohl zu wichtig. Heute hatte ich nicht wirklich gut geschlafen und bin schon vor 7 Uhr (man bedenke ich bin Student;-)) aufgestanden. Nach Kaffee, Müsli, etwas "Hausarbeit", soll heißen Waschen und einiger Gedanken zu einem Projekt für die Uni machte ich mich auf. Weil ich gestern schon 21 km gelaufen war, hätten mir heute so 12-15 km genügt. Aber es lief recht gut und die Sonne verwöhnte mich heute gut, also kann man einen Lauf auch mal etwas ausdehnen. Letztlich kam ich nach rund 20 km wieder in Flogsta an. Die ersten 9 km liefen gut in 4:13 min/km, die zweite Hälfte war 10 Sek. langsamer, dafür reichte es noch für eine Schlusssteigerung. Mal sehen, wie meine Beine das verpacken, aber just in diesem Moment bin ich damit doch zufrieden und es war eine gute Einheit zum Auspowern und den Kopf klar zu bekommen.

Freitag, 1. Mai 2009

Willkommen Frühling - Valborg

Auch wenn es sich meine werte Tante letzte Woche bei ihrem Besuch nicht nehmen lies, zu erwähnen, dass in Deutschland die Flora doch schon etwas grüner und weiter ist, ist hier Kurzhosen- und T-shirt-Wetter angesagt. Von blauem Himmel und idyllischer Natur rund um Uppsala konnte ich meinen Besuch dann aber doch überzeugen und wir hatten einige echt schöne Tage hier. Leider musste ich verdrossen feststellen, dass ein Person nicht gleich einem Ausweis ist. Beim Autoverleih stellten die werten Herren sich echt so an, dass ich mir kein Auto leihen konnte. Nicht mal einen Clio ;-)
Nachdem ich Sonntags noch eine schöne Runde mit meiner Tante laufen war und Montags pflichtbewusst 15km gemacht habe, merkte ich meine Beine recht unangenehm und hab bis heuer erstmal eine Laufpause eingelegt. Morgen will ich mal probieren zu Laufen. Meine Oberschenkel fühlen sich komisch an und Di und Mi waren die ersten Meter reines Gehumpel. Ich würde mich in den Ar... beißen, wenn ich jetzt 4 Wochen vorm Stockholm Marathon kürzer treten müsste. Mal sehen.
Zum Ausgleich konnte ich die letzten zwei Tage den Frühling Feiern. Uppsala wird zum traditionellen schwedischen Valborg-Fest zum Mekka aller feierwilligen Schweden. Besonders die jungen Leute pilgern am letzten Apriltag hierher und die Stadt ist den ganzen Tag über eine Partymeile.
Aber von Anfang an. Am Vorabend widmete ich mich etwas der Kultur. Mir war nicht bewusst, dass Schweden ein Land des Jazz und Swings ist, langläufig möge man die US-Ostküste damit verbinden, aber Freunde aus den Staaten klärten mich auf. So besuchten wir am Abend ein Jazz/Swing-Konzert in der schicken Halle des alten Uni-Hauptgebäudes. In diesem Ambiente konnte ich die Show aus Orchester, Gesang und Tanz wirklich genießen.
Am Donnerstag morgen ging's dann los. Valborg! Um gleich mal Vorurteile zu festigen, ja, normalerweise ist ein Studentenviertel wie Flogsta morgens um 8 Uhr nicht sehr belebt. Aber an Valborg machen sich Land und Leute früh zum Sektfrühstück im Park auf und so war unser Korridor voller Leben. Mit lauter Musik, Scottish-Whisky, Picnic-Zeugs und lustiger Stimmung ging's ab in die Stadt. Erstmal findet so was wie ein Karnevalumzug auf dem Wasser statt. Knapp 100 lustige Böötchen fahren vor jeder Menge Publikum den Fluss hinunter. Oft fliegen Wasserbomben hin und her oder die Boote entern sich gegenseitig. Ein Ende findet der Spaß an einer Staustufe, die die Boote nicht heil überleben.

Gegen Mittag bin ich mit den Mäels, die ich auf der Tallinntour kennenlernte zu einer ihrer Bekannten gegangen. Dort gab's ein leckeres Mittagsbuffet im Garten. Anschießend trifft man sich vor der Hauptbibliothek und irgendwann winken alle Leute mit ihren Hüten. Ob da irgendein tieferer Sinn hinter steckt, weiß ich nicht, viele Leute waren es aber alle Male. Dann nähert sich auch das Tageshighlight. Erstmal haben wir uns eine Runde mit Live-Swingmusik auf der Straße warmgetanzt, um dann zum Champagne-Galopp zu gehen. Das ist eine riesen Sauerei! Aber auch ein super Spaß. Einige Nations öffnen ihre Innenhöfe und hunderte von Studenten kaufen sich flaschenweiße Sekt und sprühen sich damit so was von zu. Alles stinkt und klebt, aber es ist klasse! Für zwei Stunden geht das so und es wird ordentlich abgetanzt. Der ein oder andere konnte das Spektakel sicher nicht mehr so genießen, und nicht wenige wirkten nachher so wie nach drei Tagen Schützenfest. Aber naja, muss man alles mal mitnehmen! Später haben wir noch etwas im Park "gepicnict". Den Tagesabschluss bildete ein Chorauftritt am Schloss in echt guter Atmosphäre und ein letzter Drink in einer Bar.
Wer jemals Ende April in Schweden sein sollte, mein Tipp: guckt mal in Uppsala vorbei!