Vor einem Marathon bin ich für gewöhnlich immer noch nervös. Da hilft auch der Beistand meiner Eltern nicht. Diesen waren mit in Stockholm und haben angefeuert. Die Nervösität war aber ok nun, da ich meine Zielzeit schon als nicht mehr zu erreichen abgeschrieben hatte.
Seit Ende April habe ich nur noch rund 150 km oft recht unzufriedenstellend trainiert, weil meine Oberschenkel nicht so wollen, wie ich es gerne hätte.
Egal, also einfach mal sehen was so geht, war daher meine Divise.
Das nicht gerade Schnee liegen würde, das hatte ich Ende Mai erwartet. Als ich am Donnerstag aber bemerkte, dass das ganze Fest erst um 14 Uhr startet und die Wettervorsage klar Sonne sagte,ahnte ich einiges. Letztlich war der Samstag der für mich heißeste Tag seitdem ich hier in Schweden bin. Keine Wolke am Himmel und die Helfer bei der Kleiderabgabe hatten sich schon ihrer Shirt entledigt.
Am Start hörte ich von 28°C, im Internet steht bis zu 29°C. Gut ist schon, dass die Strecke schattige Passagen hat, aber insgesamt setzte mir die Hitze schon recht bald zu.
Im Startbereich noch etwas Wasser schlürfen und gucken wie die Kenianer sich "warmlaufen"..... toll! Auch wenn nicht gerade wenig Deutsche an diesem Marathon teilnehmen, erwartete ich nicht gerade einen Bekannten zu treffen. Ich wurde des besseren belehrt. Nicklars Achenbach und seine Brüder waren auch da. Schon lustig, zumal er nicht wusste, dass ich in Uppsala bin.
Als sich die Massen dann in Bewegung setzten wurden wir von einer enormen Publikumskulisse angefeuert. Der Kurs hat zwei Runden, die sich zu rund 70% gleichen, und so ein Publikum wie in Stockholm habe ich noch nie erlebt. Es gab durchaus auch ruhigere Abschnitte, z.B. im Djurgården, wo man auf der zweiten Runde einen schmucken Anstieg über 0.5km in praller Sonne hoch durfte.
Die Wasserversorgung war super, was auch nötig war. Gardenaduschen hier, Wassertonnen dort und alle 3-5km Getränke.
Ich startete, bewusst, zu schnell. Bewusst soll heißen, dass mir klar, war ich könnte den < 4 min/km Schnitt nicht halten, aber diesesmal hatte ich einfach die Einstellung, erstmal volles Risiko los.
Die 10 km passierte ich in 38:58 min, kurz später kommt eine "Mörderbrücke" mit über 30m Höhendifferenz, damit die Fähren ja auch druchpassen. Zweimal ging es darüber.
Meine Oberschenkel merkte ich schnell und bereits ab 24km hörte ich sie förmlich schreien. Ans Stehenbleiben dachte ich oft, meine Zeit sacke ab und ich fühlte mich teils eher wie ein "Jogger"..... wohl selten hatte ich einen so harten Marathon. Dann nochmal die Brücke, eine Strechenabschnitt fast ohne Publikum, die km-Schilder kommen und kommen einfach nicht.
Bei 40km wird's wieder laut. Musik, Geklatsche, Rufe und Sprechchöre, 41km und nochmal etwas leicht hoch und dann sehe ich das Stadion (Olympidastation von 1912 - klein, aber sehr schick) die Tatanbahn auf der letzten Runde hilft fast so, wie die Zuschauer. Und dann ist es geschafft! 2.55.23h, Platz 114 / 10674 bei den Männern und Beine, die platzen möchten. Da hilft: Dusche, Massage und Trinken!
Die super Organisation, die vielen Menschen, die die Strecke säumten, ich vielen Boote, die immer wieder über das glitzerende Wasser rasten, die Kulisse aus moderener Architekur, Natur und historischen Gebäuden - das macht den Marathon einmalig und ich kann ihn nur empfehlen.
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Du bist verrückt! Schmerzen ohne Ende und doch weiter....
AntwortenLöschenAber anderes seits bin ich auch echt stolz auf dich und du kannst sehr zufrieden mit dir sein bei der Leistung!
Laß dich jetzt noch von deinen Eltern verwöhnen und genießt die Zeit in Schweden.
LG
Yvonne
Super, unter den Vorraussetzungen und dann bei dem Wetter noch so eine Zeit. Hast dich stark durchgekämpft! Herzlichen Glückwunsch!!!
AntwortenLöschenNa geht doch!!!
AntwortenLöschenGlückwunsch Klaus! Sehr schöner Bericht...
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